19. Workshop des Netzwerks Terrorismusforschung e.V.
in Kooperation mit dem Forschungsprojekt „Dschihadismus im Internet“, Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dem Forschungs- und Arbeitsbereich Internetsoziologie, Hochschule Fresenius Berlin, und mainzed – Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften
11./12. Oktober 2018, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Vom Panoptikum Benthams und der Polizeifotografie des 19. Jahrhunderts bis zur Überwachungsvideokamera mit automatischer Gesichtserkennung: Medientheorie, Medienforschung und Überwachungs- bzw. Kontroll-Security haben in ihrer Theorie und Praxis eine lange, gemeinsame Geschichte. Dabei sind insbesondere „Soziale Medien“ nicht nur Techniken, sondern auch soziokulturelle Infrastrukturen, Kanäle und Räume. Diese, so gilt es, sind zu schützen und zu nutzen (etwa zur Koordination im Katastrophenfall oder zur Früherkennung von Pandemien), zugleich aber auch abzuschöpfen, aufzuklären und zu „polizieren“. Stichworte hierzu sind Cyber-Crime und -Terrorismus, krimineller e-Commerce im Dark Web, Online-Propaganda und Radikalisierung.
Die in diesem Bereich involvierte Zivile Sicherheitsforschung versammelt dabei nicht nur MINT-Disziplinen der technologischen Forschung und Entwicklung. Die vom BMBF aus-gemachte und geförderte „etablierte interdisziplinäre Fachszene“ umfasst auch sozialwissenschaftliche Expertise. Etwa wenn es um die Risiko(kommunikations)psychologie geht oder die gesellschaftliche Akzeptanz und Folgenabschätzung von Maßnahmen.
Noch unterrepräsentiert sind hier hingegen geisteswissenschaftliche Ansätze, und dies, obwohl etwa die literatur- bzw. kunst- und kulturwissenschaftlich orientierte Medienwissenschaft – z.B. in qualitativer Ergänzung quantitativer Kommunikationsforschung – zum Thema der medialen (auch im Sinne von: vermittelnden) Sicherheitsforschung womöglich beitragen könnte. Für die geringe gegenseitige Beachtung lassen sich gute und weniger gute Ursachen und Gründe anführen, von unterschiedlichen epistemologischen Paradigmen, Gegenstandsbereichen und Aufgabenstellungen bis zur akademisch-institutionellen Revierverteidigung und forschungsethischen Distanz. Gerade aber heute, da digitale Methoden auch in den Kultur- und Geisteswissenschaften neue Möglichkeiten der Erschließung von Materialien, der Generierung und Präsentation von Wissen eröffnen, scheint ein erster gegenseitiger Austausch zumindest über den Bereich der Instrumente und Werk-zeuge gewinnbringend – bei allen gravierenden Wesens- und gesellschaftlichen Funktionsunterschieden, Widerständen und ethisch-moralischen Vorbehalten, die zu diskutieren sind.
Der 19. Workshop des Netzwerks Terrorismusforschung e.V. widmet sich in Kooperation mit dem Forschungsprojekt Dschihadismus im Internet, dem Forschungs- und Arbeitsbereich Internetsoziologie der Hochschule Fresenius Berlin sowie mainzed – Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften entsprechend diesem Sonderthema.
Dabei können und sollen
1. Projekte der Sicherheitsforschung vorgestellt werden, die sich vor allem (aber nicht ausschließlich) mit der medialen oder medientechnischen Abwehr und Prävention von Terrorismus, Radikalisierung und verwandten Problemphänomenen widmen,
2. individuelle wie gemeinsame Forschungsunternehmungen geisteswissenschaftlicher (z.B. kunst-, literatur- und geschichtswissenschaftlicher) Perspektive(n) zum Thema Terrorismus, Extremismus etc. präsentiert werden, für die digitale Methoden relevant oder interessant sind,
3.- reale oder potenzielle Überschneidungen und Vernetzungschancen, aber auch grundlegende Unterschiede, Gegensätze und Widersprüche (z.B. hinsichtlich Verwertungsvorstellungen und -ansprüchen) der skizzierten Felder identifiziert und besprochen werden.
Insofern wir ein freies, ungezwungenes Format anstreben, bei dem die (auch disziplin- und berufsfeldübergreifende) Vernetzung, der freie Austausch und die Ideenentwicklung im Vordergrund stehen, können neben dem typischen Vortragsformat (20-30 Minuten Präsentation + 10-20 Minuten Feedback-Runde) auch offene, kreative und interaktive Workshop-Ideen z.B. für thematische Gruppendiskussionen, Brainstorming-Sitzungen mit unterschiedlichen Techniken oder Fallbeispiel-Runden vorgeschlagen werden. Auch rein thematisch passende allgemeine wie spezifische Fragestellungen nehmen wir gerne entgegen.
Mögliche Themen sind:
- Technische Tools, rechtliche Schranken und forschungs- wie verwertungsethische Dimensionen digital-ethnografischer Forschung im Allgemeinen und/oder Social-Media- / Netzwerk-Analysen im Besonderen
- Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Big-Data-Analysen in der Auswertung literarisch-poetischer Texte und politisch- oder religiös-ideologischer Schriften; Stilometrie als Mittel der Identifikation von Autor*innen literarischer und nicht-literarischer Texte
- ‚Intelligente‘, automatisierte Video-Überwachung und/oder/versus qualitative und quantitative digitalgestützte Film(stil)analyse
- Digitale Methoden und technische Tool in der angewandten Praxis der Sicherheitsforschung bzw. Medienwissenschaften mit Transferpotenzial
- Grundsatzfragen nach
- dem Verhältnis und der Abgrenzung freier Wissenschaft, staatlicher Förderung, Sicherheitsbehörden und den Formen der Verwertbarkeit;
- dem Wert ‚verstehender‘ und ‚interpretativer‘ Verfahren und Erkenntnisse der Geistes- und Kulturwissenschaft für die Sicherheitsforschung (allgemein wie mit Blick auf den Einsatz digitaler Methoden), aber auch
- Aufgaben, Grenzen und Entwicklungschancen der Zivilen Sicherheitsforschung, z.B. der Perspektiverweiterungen und Möglichkeiten der Entsicherheitlichung bestimmter Phänomene (oder zumindest des entsprechenden öffentlichen Diskurses dazu).
Vorschläge und Ideen (max. 2.500 Zeichen) mitsamt Angaben zur Person (max. 700 Zeichen) senden Sie bitte als Word- oder PDF-Datei bis zum 23.07.2018 an
Bernd Zywietz: zywietzb [at] uni-mainz.de
Feedback erhalten alle EinsenderInnen bis zum 10.08.2018.
Die Veranstaltung findet am 11. und 12. Oktober 2018 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz statt.
Programm:
Das Programm des Workshops samt Zusatzinformationen wird im September an die TeilnehmerInnen verschickt und auf der Internetseite des NTF unter www.netzwerk-terrorismusforschung.org veröffentlicht.
Teilnahmeanmeldung:
Für die Teilnahme auch ohne Vortrag bitten wir um Benachrichtigung per Mail an vorgenannte Adresse bis 20.09.2018. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt.
Teilnahmebeitrag:
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos. Eine Verpflegung wird nicht gestellt. Generell gilt: Die Übernahme von Reise- und Unterkunftskosten ist seitens der Veranstalter leider nicht möglich. Alle Teilnehmer, inklusive der Vortragenden, bitten wir, sich individuell zu organisieren.
Organisatoren und Ansprechpartner:
Dr. Bernd Zywietz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz,
Kontakt: zywietzb@uni-mainz.de Prof. Dr. Stephan G. Humer, Hochschule Fresenius, Berlin,
Kontakt: stephan.humer@netzwerk-terrorismusforschung.org
Zum Netzwerk Terrorismusforschung:
Das Netzwerk-Terrorismusforschung (NTF) ist ein Zusammenschluss von mittlerweile über 500 jungen WissenschaftlerInnen und Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen, die sich mit Fragen und Problemen des Themenbereichs Terrorismus, Terrorismusprävention und Sicherheitspolitik befassen. Es soll Kontakte schaffen und als Forum dienen für Ideen- und Informationsaustausch, zur Vorstellung von Projekten sowie deren gemeinsamer Initiierung, Planung und Realisierung. Das zentrale Werkzeug ist neben der Website und dem Mailverteiler der halbjährlich stattfindende Workshop. Auf diesem können laufende wie abgeschlossene Arbeiten sowie Projekte präsentiert und diskutiert werden. Das Netzwerk Terrorismusforschung steht darüber hinaus Interessierten aus Medien, Verwaltung und Politik offen und bei Anfragen – z.B. für den Kontakt mit Experten bei spezifischen Fragen – zur Verfügung.
Netzwerk Terrorismusforschung e.V.
Prof. Dr. Stephan G. Humer
Lietzenburger Str. 53, Büro 255
10719 Berlin