Der Verband „Digital Humanities im deutschsprachigen Raum (DHd) e. V.“ lädt zur vierten Jahrestagung seit seiner Gründung. Organisiert von Prof. Dr. Tara Andrews (Digital Humanities, Walter Benjamin Kolleg) und Prof. Dr. Thomas Myrach (Institut für Wirtschaftsinformatik) findet diese Tagung vom 13. bis 18. Februar 2017 an der Universität Bern unter dem Leitthema “Digitale Nachhaltigkeit” statt.
Das Konzept der ‚nachhaltigen Entwicklung‘ hat Eingang in die weltweite Diskussion um Schutz und Stabilität der natürlichen und sozialen Umwelt gefunden. Es ist aber auch für digitale Kon- texte von grundlegender Relevanz. Allerdings spielen dabei die spezifischen Bedingungen der Nutzung und Konservierung digitaler Güter eine besondere Rolle. Für die langfristige Sicherung digitaler Daten und wissenschaftlicher Erkenntnisse besteht angesichts äusserst schnelllebiger technischer Entwicklungen ein grundsätzlicher Bedarf, der von allen Beteiligten (Produzenten, Institutionen, Politik) Reflexion, Handeln und Koordination erfordert. Die in einem rasanten Wandel begriffene IT-Welt orientiert sich vor allem an Bedürfnissen der Gegenwart und hat für künftige Belange und Notwendigkeiten noch kein hinreichend ausgereiftes Problembewusstsein entwickelt. Es besteht mithin der Bedarf, Komponenten und Grundlagen eines Konzepts für ‚digitale Nachhaltigkeit‘ zu schaffen.
‚Digitale Nachhaltigkeit‘ bedeutet, dass digitale Wissensgüter auf eine langfristig zugängliche und Ressourcen-schonende Weise eingesetzt und weiterentwickelt werden: Software, Datenbanken und Artefakte von Kulturgütern (z.B. Editionen, Bilder, Karten) müssen so zugänglich gemacht werden, dass ihre dauerhafte Nutzbarkeit gewährleistet ist. Dies betrifft nicht nur die Daten selbst, sondern auch das Wissen um ihre Interpretation und Nutzung. Voraussetzung dafür ist deren transparente Informationsarchitektur sowie die lückenlose Nachvollziehbarkeit ihrer Entstehung und Weiterverarbeitung. Rechtliche, organisatorische, technische oder finanzielle Hindernisse dürfen die Nutzung, Veränderung und Weiterverbreitung digitaler Informationen nicht behindern. Denn je offener und partizipativer digitale Güter geschaffen, weiterentwickelt und konserviert werden, desto allgemeiner und nachhaltiger ist das darin gespeicherte Wissen für gegenwärtige und künftige Gesellschaften zugänglich.
Im Rahmen der Tagung sollen daher unter anderem folgende Fragen verfolgt werden:
● Welche technischen Möglichkeiten stehen für die nachhaltige Sicherung digitaler Güter zur Verfügung?
● Welche Voraussetzungen und Entwicklungsmöglichkeiten für nachhaltige Nutzung bergen Software und Markup-Sprachen?
● Welche Erfahrungen, Erfolge und Bedürfnisse gibt es in Bezug auf die kooperative Erarbeitung von Datenstandards in den digitalen Geisteswissenschaften?
● Wie verhalten sich Projekte und Plattformen in den Geisteswissenschaften (z.B. Editionen, Datenbanken) zu Fragen der Langzeitsicherung?
● Welche konkreten institutionellen Voraussetzungen und Initiativen für ‚digitale Nachhaltigkeit‘ bestehen in den deutschsprachigen Ländern sowie in den jeweiligen nationalen und internationalen Kontexten?
● Wie sollen tragfähige Konzepte der digitalen Nachhaltigkeit im Wissenschaftsbetrieb aussehen? In welchem Verhältnis stehen sie zu Konzepten wie Open Science, Open Data, Open Access auf der einen und den Verwertungsinteressen von Forschenden und kommerziellen Akteuren auf der anderen Seite?
● Wie lässt sich die Provenienz der Daten bis zu ihrer Entstehung zurückverfolgen und damit deren Authentizität, Verlässlichkeit und Integrität gewährleisten?
● Welche Rollen kommen den traditionellen Gedächtnisinstitutionen (Archiven, Bibliotheken, Museen) bei der Sicherung der digitalen Nachhaltigkeit zu? Welche Kooperationserfahrungen gibt es?
Der Call for Abstracts kann hier abgerufen werden.
Die offizielle Webseite der DHd2017.
Wir würden uns freuen, Sie nächstes Jahr in Bern begrüßen zu können!