Frankfurt hat eine, Köln hat eine und natürlich hat Hamburg auch eine – eine eigene Schule. Frankfurt konnte mit der sozio-philosophischen „Frankfurter Schule“ um Adorno und Horkheimer auftrumpfen. Kölns literarische Antwort war ein Zirkel der 1970er Jahre, der unter anderen Rolf Dieter Brinkmann und Dieter Wellershoff einschloss. Beiden Gruppen hat die „Hamburger Schule“ etwas voraus: Die Künstler, die dieser Stilrichtung angehören, sind bis heute sehr lebendig. „Blumfeld“, „Die Sterne“ oder „Die goldenen Zitronen“ sind Popmusik-Bands, die intellektuelle Diskurse in ihre Musik integrieren.
Zum ersten Mal in der deutschen Popmusikgeschichte verarbeiteten diese Bands diskurstheoretische Motive wie die Beziehung von Mensch und Maschine oder Kritik der aktuellen Tagespolitik. Was in den 1980er Jahren speziell in Hamburg begann, verbreitete sich schnell über das ganze Land. Die Texte waren auf Deutsch geschrieben, da die Muttersprache den Musikern die Möglichkeit gab, sich präziser auszudrücken – und die Fans so jedes Wort genau verstanden. Diese Art kritischer Popmusik erreichte ihren Höhepunkt in den 1990er Jahren, doch bis heute ist ihr Einfluss auf junge (und sogar jüngste) deutsche Musiker deutlich zu spüren.
Sanfte, geradezu melancholische Melodien und raue Gitarrenriffe, eine tiefe männliche Stimme und – heute wie damals – deutsche Texte, das ist der charakteristische Sound der Band „Kettcar“, welche oftmals einer zweiten Generation von „Hamburger Schule“ zugeordnet wird. Sie singen über die Stadt, in der sie leben, von den Landungsbrücken bis zum Elbstrand, dem Hamburger Stadtstrand, über das tägliche Leben und (noch) nicht verwirklichte Träume („Kettcar“-Sound).
Fast halb so alt wie diese Vertreter einer „jungen Hamburger Schule“, bereiten drei Teenager den Weg für eine dritte, eine jüngste Generation dieses Musikstils. „1000 Robota“ ist ihr Name, „Hamburg brennt“ oder „Mein Traum“ einige ihrer Lieder. Ihr Sound ist zwar punkiger als alles, was man bisher von der „Hamburger Schule“ kannte, aber ihre Texte weisen immer noch den diskursiven Charakter auf. Und dass obwohl man ihnen regelrecht ansehen kann, dass sie weit weniger Lebenserfahrung haben als ihre Vorgänger („1000 Robota“-Sound). Von „Blumfeld“ bis „1000 Robota“ wächst die „Hamburger Schule“ nach wie vor und entwickelt immer neue Facetten. Es sind die Bands der »Hamburger Schule«, die für den speziellen »Hamburg-Sound« sorgen.