Texte werden über Zeiten und Gattungen hinweg verbunden durch Zitate, Redewendungen oder auch stilistische Gemeinsamkeiten. Texte hinterlassen in anderen Texten Spuren. Diesen Spuren nachzugehen, ist Ziel des Projekts eTRACES. Im Göttinger Teilprojekt dieses BMBF-geförderten Projekts entwickeln Literaturwissenschaftler und Informatiker der Universitäten Göttingen und Leipzig computerbasierte Methoden, um textuelle Übereinstimmungen, sogenannten “Text Re-use”, automatisch aufzudecken. Das auf drei Jahre angelegte Projekt ermöglicht es, genannte intertextuelle Gemeinsamkeiten innerhalb eines verfügbaren Textkorpus aufzudecken. Am Beispiel der ebenfalls durch das BMBF zur Verfügung gestellten Werke der
zeno.org-Textdatenbank wird ein (erster) Fokus auf das Auffinden von textuellen Bezügen zu einem der wohl einflussreichsten Werke der letzten Jahrhunderte gelegt: der Bibel. Insbesondere die in der Literatur vielfach auftauchenden biblischen Eigennamen, Redewendungen und Anspielungen machen dieses Werk zum einen besonders reizvoll, zum anderen aber auch besonders anspruchsvoll. Ziel ist es, dem Nutzer online eine digitale Forschungsumgebung zur freien Verfügung zu stellen, in welcher die automatisch ermittelten Textübereinstimmungen angezeigt, evaluiert, kommentiert und durch weitere - händisch ermittelte - Fundstellen erweitert werden können. Durch diese manuellen Korrekturen und Hinzufügungen entsteht wiederum ein Lernprozess auf technischer Seite. Letzlich soll durch Mithilfe möglichst vieler Nutzer (Crowdsourcing) eine digitale Edition entstehen, in welcher darüber hinaus neue Forschungsperspektiven und -methoden angewendet werden können mit Hilfe verschiedener interaktiv gestalteter Visualisierungsmöglichkeiten.
Annette Geßner
eTraces wird durch das BMBF gefördert