Das Pinkasim-Projekt ist ein internationales Kooperationsvorhaben, das sich der Digitalisierung von bislang nicht erschlossenen Quellen europäischer jüdischer Gemeinden in der Frühen Neuzeit widmet.
Das Pinkasim-Projekt, eine Kooperation zwischen dem Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig, der Nationalbibliothek in Israel sowie international renommierten Fachwissenschaftlern wie Israel Bartal (The Hebrew University of Jerusalem), Gershon D. Hundert (McGill University, Montreal) und Adam Teller (Brown University, Providence), ist ein Digitalisierungsvorhaben innerhalb der Jewish Studies. Im Rahmen des Projekts werden die im aschkenasischen Europa und Norditalien verbreiteten Pinkasim (pinkase kahal, Protokollbücher jüdischer Gemeinden) als zentrale historische Quelle der jüdischen Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit für die Forschung erschlossen. Bisher weit verstreut über Archive und Sammlungen in Israel, Europa und den Vereinigten Staaten werden die digitalisierten Protokollbücher in einem Onlinearchiv auf der Webseite der Nationalbibliothek in Israel zugänglich gemacht und um eine umfassende Bibliografie der Forschungsliteratur ergänzt. Bis zunächst April 2017 wird diese Pinkasim-Sammlung stetig erweitert. Das Angebot soll zudem sukzessive um weitere Services (u. a. erläuternde Kommentare, Übersetzungen ausgewählter Passagen, Glossar) erweitert werden; es wendet sich vorrangig an Forscherinnen und Forscher, im weiteren Sinn aber auch an eine interessierte Öffentlichkeit.
Die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts handschriftlich überlieferten Pinkasim, die auf Hebräisch und Jiddisch verfasst sind, liefern eine Fülle an Informationen zur Entwicklung von Rechtsetzung und Rechtspraxis sowie zu nahezu allen Aspekten der Sozial-, Wirtschafts-, Alltags-, Kultur- und Sprachgeschichte. Als noch kaum systematisch erforschte Quellen sind die Protokollbücher dazu angetan, das Verständnis der jüdischen Geschichte und Kultur im vormodernen Europa in besonderem Maße zu befördern. Auf Grundlage der Pinkasim können regionale Merkmale der jüdischen Kultur über einen langen Zeitraum erforscht sowie vergangene Sprachen wiederentdeckt werden. Darüber hinaus dokumentieren diese Quellen die Verwobenheit der aschkenasischen Gemeinden mit der Geschichte Europas.
http://web.nli.org.il/sites/NLI/English/collections/jewish-collection/pi...