Digitales Archiv der Bonner Längsschnittstudie des Alterns
Das Projekt digitalisierte und erschloss eine psychologische Altstudie mit ca. 3.000 Stunden Toninterviews, 40 m Akten sowie zahlreichen verschiedenen "Datentypen". Ziel war es modellhaft Erfahrungen mit der Aufbereitung von Altstudien zu gewinnen, um diese auch Online anzubieten. Dabei waren zahlreiche rechtliche Herausforderungen für digitale Datenarchive zu klären, die langfristig für das Forschungsdatenmanagement wichtig sind. Grundsätzlich handelt es sich um die vermutlich älteste Sammlung lebensgeschichtlicher Toninterviews in Deutschland.
Nachhaltiges Forschungsdatenmanagement ist zentral für künftige Forschungen! Dies zeigt etwa die Geschichte der Bonner Längsschnittstudie des Alterns. Fast zwanzig Jahre lang, von 1965 bis 1984, erforschte ein Team um Prof. Dr. Hans Thomae und Prof. Dr. Ursula Lehr Fragen des Alterns und von Alternsprozessen durch individuelle Befragungen. Ihr Ansatz war 1964/65 innovativ. Längsschnittstudien führte man vornehmlich mit jungen Menschen durch. Thomae und Lehr übertrugen das Modell jedoch in die Altersforschung und initiierten damit eine der bedeutendsten Längsschnittstudien überhaupt: 222 Personen der Alterskohorten 1890-1895 sowie 1900-1905 wurden achtmal befragt und interviewt. Um 2000 war die BOLSA in der Psychologie dann jedoch gründlich ausgewertet, neue Forschungsansätze bestimmten längst das Bild und die BOLSA geriet immer mehr in Vergessenheit. Bis sich die Historikerin Christina von Hodenberg 2014 für die Studie interessierte und Sie aus ihrem Dornröschenschlaf „wachküsste“:
Mit der Förderung der VW-Stiftung konnte die Akten und vor allem umfangreichen Toninterviews von 3.000 Stunden digitalisiert und primär erschlossen werden. Die Studie ermöglicht einen vielfältigen Einblick in viele Themenbereiche der Geisteswissenschaften. Neben individualbezogenen Einblicken in Gesundheits- und Körpererleben, Mentalitäts- und Geschlechterperspektiven werden vielfältige Aspekte einer Generation thematisiert welche die beiden Weltkriege erlebten und in den 1968ern den Aufbruch in eine neue Gesellschaft als ältere Menschen begleiteten.
Das gemeinsame Projekt des Historischen Datenzentrums Sachsen-Anhalt (Halle), des Servicezentrums eSciences (Trier), des Archivs für Gesprochenes Deutsch (Mainz), des DHI Londons, der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (Halle) sowie des Instituts für Gerontologie öffnet am 7. Juli 2020 mit einem Webinar seine Pforten. Metadaten zu den Interviews und Akten können frei recherchiert sowie Inhalte nach Abschluss eines Datenschutzvertrages online verwendet werden.
Projektstart: 07.07.2020
Projektstatus: Eröffnung (Stand: 2020)
Oral History
Katrin Moeller, Marina Lemaire, Thomas Schmidt, Christina von Hodenberg, Roberto Cozatl, Christian Schmiljun, Lena Leinich
VW-Stiftung
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dr. Katrin Moeller
Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Historisches Datenzentrum Sachsen-Anhalt
E-Mail: katrin.moeller@geschichte.uni-halle.de
Telefon: +49 (0)34555 24286